Lecture Performance
über Büsten, Brüste und Rüstungen – Eine kleine Kulturgeschichte des Oberkörpers
Welche Körperbilder schwirren durch Kunstgeschichte, Geschichten der Literatur, durch Comics und Social Media?
In BRUSTPANZER entblättern sich Zuschreibungen, Verborgenes und Hintergründe: Wo befindet sich der Sitz des Herzens und woher kommt die Notwendigkeit ein Rückgrat zu haben…
Im Anschluss gibt es ein Nachgespräch mit der Schauspielerin.
Annette Geller | Idee/Konzept/Regie
Daniela Gancheva | Performance/Konzept
Lisa Hoegg, Franziska Merk | Mitarbeit
Christiane Pfau | Pressearbeit Pfau-Pr
Irene Therese Tutschka | Dramaturgische Beratung
Silvia Wienefoet | Postkartenmotiv
Projektklasse der Städt. Willy-Brandt-Gesamtschule München
Bilder gibt es auf der BRUSTPANZER Instagram
Anders lernen
von Christiane Pfau, München, 19. Januar 2023
Was steht denn da auf der Parkbank? Es sind zwei Dinge. Irgendwas aus weißem Pappmaché. Oder zwei Sachen, die jemand vergessen hat? Dafür sind sie aber zu groß. Sowas lässt man doch nicht einfach liegen. In einer Filmsequenz begegnen wir diesen beiden Objekte auf einer Bank im öffentlichen Raum. […]
Es sind zwei Gips-Abgüsse von Daniela Ganchevas Oberkörper, einmal mit sichtbaren Wölbungen […], einmal flach. Daniela Gancheva ist die Performerin, die eine Schulstunde auf ganz neue Weise hält. Es geht um den Teil des Körpers zwischen Kopf und Beinen, also die Körpermitte. Der menschliche Rumpf ist die Landschaft, die Gancheva zusammen mit den Schülerinnen und Schülern untersucht, betrachtet, bespricht, von innen und von außen. Was enthält die Körpermitte? Herz, Lunge, alles für die Verdauung. Den Bauch, mit all seinen Fähigkeiten, zu spüren, zu entscheiden und Gefühle zu lenken. Wenn der Bauch, das Herz und die Atmung gut funktionieren, ist dies eine gute Voraussetzung, dass sich der ganze Mensch in seiner Haut wohl fühlt.
Der menschliche Rumpf ist aber auch ein verwirrender Bedeutungsträger quer durch die Geschichte: Körperideale in Kunst und Mode, Kleiderstile- und regeln, Slogans und Embleme auf T-Shirts, die Brust in Comicdarstellungen, Sexualität und Pornographie, überall sind Oberkörper im Spiel. Soldaten und Polizisten tragen Rüstungen, die auch als „Brustpanzer“ bezeichnet werden.
Aber auch im Alltag panzern sich Menschen, um Verletzungen zu entgehen. Mit Verhüllungen, manchmal auch mit einem inneren Panzer.
Wer starrt wem auf den Busen? Wie fühlt sich das an? Wie geht man damit um? Welchen Blicken setzt man sich aus, welche provoziert man? Ist der Oberkörper ein Gefängnis oder eine Metapher für Freiheit?
Annette Geller und Daniela Gancheva haben ein Konzept entwickelt, das eine „Unterrichtsstunde“ in neues Licht taucht und Möglichkeiten aufzeigt, wie man sich einem Thema nähern kann, das alle betrifft. Denn niemand ist anwesend, der keinen Oberkörper hat.
Nach 45 Minuten ist die performative Lecture Performance vorbei. Im Anschluss findet ein Gespräch statt, in dem die Schülerinnen und Schüler nachfragen und sich gegenseitig Antworten geben können. Es wäre schön, wenn diese Form der Annäherung an das, was allgemein „Wissen“ heißt, in allen Fächern Anwendung findet.
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